Sanremo 2024: Der vierte Abend

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Der bislang längste Abend des Sanremo-Festivals 2024, der Duettabend, ist zu Ende. Hier die Zusammenfassung.

Der bislang längste Abend des Sanremo-Festivals 2024, der Duettabend, ist zu Ende. Hier die Zusammenfassung.

Als erster Sanremo-Abend des Jahres endete dieser erst nach 2 Uhr. Dabei verlief alles nach Plan (bis auf Tonprobleme bei zwei Auftritten) und auch in einem guten Rhythmus, überwiegend ohne unnötige Gastauftritte. Relativ zusammenhangslos traten eine Polizeieinheit mit Hunden, der Motorradrennfahrer Pecco Bagnaia und die Schauspielerinnen Margherita Buy und Elena Sofia Ricci in Erscheinung. Überraschend war Prinz Albert II. von Monaco im Publikum. Lorella Cuccarini konnte sich als erfahrene und sympathische Komoderatorin bewähren, wobei sie jedoch über lange Strecken fast unsichtbar blieb. Besonders gelungen war ihre ausschweifende Eröffnungsperformance, in der sie einen Rückblick auf ihre lange Fernsehkarriere gab.

Lorella Cuccarini mit langen blonden Haaren und weit ausgeschnittenem schwarzen Kleid
Komoderatorin Lorella Cuccarini (Credits: Monelle Chiti, CC BY 2.0)

Der Duettabend (oder „Coverabend“, wie er trotz der aktuellen Regeln noch immer genannt wird) war in diesem Jahr von einem relativ hohen Niveau. Da die Ergebnisse dieses Abends sich stark auf die Gesamtwertung auswirken können, steckten viele der Teilnehmenden einige Mühe in die Wahl der Lieder und Duettpartner:innen. Durch die Länge des Abends konnten leider nicht alle angemessen gewürdigt werden. Besonders unverständlich war in diesem Zusammenhang, dass Mitfavoritin Annalisa mit ihrem sehr gelungenen Sweet-Dreams-Cover noch vor der Hauptsendezeit auftreten musste.

Positiv hervorzuheben sind neben der stimmstarken Annalisa das Duett von Alfa und Roberto Vecchioni mit dem Lied Ragazzo mio; der generationenverbindende Auftritt funktionierte unvermutet gut. Das verspielte Duett von Fiorella Mannoia und Francesco Gabbani, in dem sie an ihr „Duell“ um den Sanremo-Sieg 2017 erinnerten, war überaus sympathisch. Sehr stark war Ghali, der in einem intelligenten Medley zunächst auf Arabisch begann und schließlich in Cutugnos L’italiano endete, womit er ein starkes Statement zu seinem Migrationshintergrund abgeben konnte. Angelina Mango punktete mit einem Lied ihres verstorbenen Vaters, das sie minimalistisch, aber sehr emotional auf die Bühne brachte.

Mahmood präsentierte einen atmosphärisch dichten Lucio-Dalla-Tribut mit sardischem Flair, der überraschend sogar in einem virtuellen Duett mit Dalla endete. Il Volo waren beim Queen-Cover Who Wants to Live Forever ganz in ihrem Element und überzeugten gesanglich. BigMama konnte die gestellten Erwartungen erfüllen und mit einer echten Girlpower-Performance das Publikum zu später Stunde aufrütteln.

Viele Duette waren zwar solide, aber wenig bemerkenswert. Geolier etwa ließ sich von einem Starensemble begleiten, doch die Liedauswahl seines Medleys wirkte etwas zufällig. Fred De Palma und Eiffel 65 warteten mit einem Hitmedley auf, doch der ganze Auftritt inklusive Freestyle-Strophe wirkte völlig abgedreht. Mr. Rain und die Gemelli DiVersi funktionierten gut zusammen, kamen aber etwas arg bedeutungsschwer daher. Diodato und Jack Savoretti ehrten Fabrizio De André, der Auftritt wurde in der zweiten Hälfte allerdings etwas zu ausgelassen. Dargen D’Amicos Ennio-Morricone-Tribut blieb völlig unverständlich, auch Loredana Bertès Luigi-Tenco-Cover war schwer zugänglich.

Die Auftritte auf den Außenbühnen waren an diesem Abend besonders stark. Arisa sang auf der Suzuki Stage La notte, ihren Sanremo-Beitrag 2012, während auf der Costa Smeralda Gigi D’Agostino ein Hitmedley zum Besten gab. Und vor der Bekanntgabe der Ergebnisse hatte Fiorello noch eine Überraschung vorbereitet: Jalisse, die Sanremo-Sieger 1997, kehrten nach 27 Jahren ins Ariston-Theater zurück und durften Fiumi di parole singen, dirigiert von niemand Geringerem als Peppe Vessicchio. Ein kurzer, aber geradezu historischer Moment.

Als schließlich die Top fünf des Abends (von Pressejury, Radiojury und Televoting) bekanntgegeben wurde, sorgte die Spitzenplatzierung Geoliers (vor Angelina Mango und Annalisa) für lauten Protest im Saalpublikum. Aller Voraussicht nach führt Geolier aktuell auch die Gesamtwertung an, die zu Beginn des Finales enthüllt wird. Die Entscheidung um den Sieg dürfte damit morgen deutlich spannender werden als in den Vorjahren.

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