Die Rückkehr der Ricchi e Poveri

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Die Ricchi e Poveri werden beim Sanremo-Festival 2024 nach 32 Jahren als Teilnehmende zurückkehren. Das wirft einige Fragen auf.

Die Ricchi e Poveri werden beim Sanremo-Festival 2024 nach 32 Jahren als Teilnehmende zurückkehren. Das wirft einige Fragen auf.

Angela und Angelo von Ricchi e Poveri sitzen nebeneinander auf einem weißen Sofa und tragen dunkle Abendkleidung.
Ricchi e Poveri als Duo (Credits: Ufficio Stampa Rai)

Amadeus hat es sich in seinen Sanremo-Festivals mehr als viele seiner Vorgänger zur Aufgabe gemacht, alte Größen der italienischen Musik (und damit des Festivals) auf die Ariston-Bühne zurückzuholen. In diesem Jahr ist ihm dies mit den Ricchi e Poveri gelungen. Die Gruppe war seit 1970 in Sanremo erfolgreich und gewann 1985 mit dem wenig bemerkenswerten Titel Se m’innamoro. Bis 1992 nahm die Gruppe zwölfmal am Sanremo-Festival teil. Danach war sie (meistens als Trio) speziell in Osteuropa erfolgreich und wurde meist in einem Atemzug mit Al Bano und Toto Cutugno genannt. Im deutschsprachigen Raum erfuhr sie immer viel Zuspruch aus der Schlagerszene.

Bereits 2020, bei seinem ersten Festival, lud Amadeus die Gruppe als Stargäste ein und überreichte ihr den Preis für das Lebenswerk. Hierbei trat die Gruppe erstmals wieder in der vierköpfigen Originalbesetzung auf. Der Auftritt, dessen Höhepunkt aus dem ewig gleichen Medley der Hits Sarà perché ti amo und Mamma Maria bestand, fiel vor allem durch das Vollplayback auf, das beim Sanremo-Festival eigentlich verpönt ist. Die Gruppe scheint die Sanremo-Playback-Phase der Achtziger nie überwunden zu haben, Livegesang ist wohl auch bei ihren Auftritten in Russland oder im deutschen Fernsehen selten. Trotzdem wurde der Auftritt vom Saalpublikum enthusiastisch gefeiert und das Video des Auftritts steht nach wie vor auf dem YouTube-Kanal der Rai (mit mittlerweile über 70 Millionen Aufrufen), was an sich schon eine große Rarität ist: Link.

Auch wenn Amadeus nach dem Auftritt 2020 groß verkündete, dass sich die vier Musiker:innen nun nie mehr trennen würden, war die „Reunion“ nur von kurzer Dauer. Nach einer Veröffentlichung 2021 und einigen weiteren Auftritten stieg Marina Occhiena wieder aus und die Gruppe machte wie gewohnt als Trio weiter, bis 2022 Franco Gatti starb. Für ihre 13. Sanremo-Teilnahme 2024 kehren die Ricchi e Poveri also erstmals als Duo zurück. Wie früher haben sie sich für ihren Beitrag namhafte Songwriter dazu geholt, doch mehr als eine Außenseiterchance wird dem Duo von der Presse nicht zugestanden. Man darf vor allem gespannt sein, wie sie sich im Livegesang schlagen werden, sind sie doch eigentlich nur noch Playback gewohnt.

Ricchi e Poveri bei Giovanni Zarrella (2023) mit ihrem üblichen Hitmedley

Angesichts der wenig fantasievollen Entscheidung, beim Coverabend erneut das altbekannte Hitmedley zu singen, drängt sich die Frage auf, wozu die Ricchi e Poveri überhaupt im Wettbewerb nach Sanremo zurückkehren. Weder das jüngere Publikum noch die Presse dürfte dem Duo stimmliche Unsicherheiten und allzu einfallslose musikalische Entscheidungen verzeihen. Die Begeisterung des Saalpublikums und das Bespielen der Nostalgiewelle allein werden nicht ausreichen. Vermutlich soll die Teilnahme als Sprungbrett für eine größere Konzert- oder Veröffentlichungsreihe fungieren, die zuletzt wegfallende Einnahmen aus dem russischen Markt kompensieren kann. Ob diesem Projekt mit einem ähnlich schwachen Ergebnis wie 1992 geholfen wäre, ist fraglich.

Alles in allem sollte man der ganzen Unternehmung mit einer gehörigen Portion Skepsis entgegenblicken. Wettbewerbsrelevant wird das Duo aber ohnehin nicht mehr werden.

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