Sanremo 2023: Das Finale

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Das Finale des Sanremo-Festivals 2023 dauerte rekordverdächtige sechs Stunden und hatte ein volles Programm. Hier die Zusammenfassung.

Das Finale des Sanremo-Festivals 2023 liegt hinter uns! Es dauerte rekordverdächtige sechs Stunden und hatte ein volles Programm. Hier die Zusammenfassung.

Gianni Morandi, Chiara Ferragni und Amadeus posieren vor einer Sponsorenwand.
Amadeus mit Gianni Morandi und Chiara Ferragni (Credits: Ufficio Stampa Rai)

Der Verlauf des Abends war flüssig und jedenfalls in der ersten Hälfte kurzweilig. Nach der obligatorischen Nationalhymne holte Gianni Morandi sogleich den gestern entfallenen Lucio-Dalla-Tribut nach. Seine Darbietung mehrerer Dalla-Klassiker war sehr bewegend. Danach starteten die Festivalbeiträge. Chiara Ferragni als Komoderatorin war souverän und geskriptet wie am ersten Abend. Den ersten Gastauftritt hatte die Band Depeche Mode, die sich klanglich nicht so recht ins Ariston-Theater einzupassen vermochte. Allerdings ging es auch eher darum, ihre kommenden drei Italienkonzerte zu bewerben.

Als zweiter Gast war Gino Paoli an der Reihe. Sein letztes Lied, das berühmte Il cielo in una stanza (das relativ explizit eine Liebesnacht beschreibt), gab dann den Auftakt zu einer sehr interessanten Ereigniskette. Rapper Fedez, der mit seinem provokanten Gastauftritt auf der Costa Smeralda am Mittwoch heftige Kritik von Regierungsvertretern und Verantwortlichen der Rai geerntet hatte, saß diesmal in der ersten Reihe des Ariston. Als Rosa Chemical mit seinem Beitrag Made in Italy auftrat, holte er Fedez kurzerhand mit auf die Bühne und küsste ihn zum Abschluss vor den Augen seiner Frau Chiara und ganz Italiens. In dem Moment kamen die diversen Kritiken an Fedez (auch wegen seinem Aufruf zur Cannabislegalisierung am Freitagabend) und jene an Rosa Chemical durch die Regierungspartei wunderschön zusammen. Die Regie bewies Humor und wechselte gleich danach zur Suzuki Stage, wo nun auch noch Provokationsfreund Achille Lauro auftrat.

Fedez und Rosa Chemical

Die favorisierten Beiträge waren diesmal auffällig nahe beieinander in der Hauptsendezeit platziert. Ultimo, Lazza und Marco Mengoni traten alle innerhalb eines Blocks auf. Dies hatte auch zur Folge, dass die zweite Hälfte des Abends etwas schwerfällig wurde, da echte Höhepunkte fehlten. Der Auftritt Salmos auf der Costa Smeralda blieb im Vergleich zur Fedez-Affäre blass. Die 88-jährige Ornella Vanoni hatte noch einen schönen Gastauftritt, in dem sie sich überaus humorvoll gab und auch mit Grüßen an Fedez nicht sparte. Die Schauspielerin Luisa Ranieri trat kurz auf, ansonsten gab es mehrere wenig aufschlussreiche Zwischenspiele, in denen Ferragni mit Morandi und Amadeus die sozialen Medien und Sanremo-Memes erkundete. Morandis Frau Anna kam ebenfalls zu einem kurzen, herzlichen Fernsehmoment.

Amadeus hatte den Abend diesmal so gut im Griff, dass die Teilnehmenden 20 Minuten zu früh fertig waren. Aus den zusammengerechneten Rankings ergaben sich dann die fünf Beiträge der Endrunde, die alle noch einmal gesungen wurden. Die Zeit bis zur Siegerehrung wurde genutzt, um den Brief des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj vorzulesen. Darin wurde die Bedeutung des Sanremo-Festivals gerühmt und eine Einladung an den Sieger ausgesprochen, am Tag des Sieges nach Kiew zu kommen. Im Anschluss trat die Band Antytila mit einem interessanten Song über die umkämpfte Stadt Bachmut auf. Warum dieser Moment im Gegensatz zum Iran-Moment am zweiten Abend im Vorfeld so viele politische Kontroversen verursacht hat, ist schwer verständlich.

Marco Mengoni steht neben dem Bürgermeister von Sanremo und erhält die Sanremo-Trophäe. Rechts stehen Chiara Ferragni und Gianni Morandi, links steht Amadeus. Der Boden ist mit Konfetti bedeckt.
Marco Mengoni gewinnt das Sanremo-Festival 2023 (Credits: Ufficio Stampa Rai)

Der Wettbewerb hielt keine Überraschungen bereit und Marco Mengoni konnte somit genau zehn Jahre nach seinem ersten Sanremo-Sieg erneut die Trophäe in seinen Händen halten. Kritikerpreis und Pressepreis gingen geschlossen an Colapesce & Dimartino. Einen guten zweiten Platz, aber mit deutlichem Abstand, belegte Lazza. Es folgten Mr. Rain (3.), Ultimo (4.) und Tananai (5.). Die genauen Zahlen gilt es in den nächsten Tagen noch zu analysieren, aber es bleibt festzuhalten, dass das aktuelle Abstimmungssystem dem Wettbewerb Spannung nimmt und ihn eventuell verzerrt.

Damit endet auch das 73. Sanremo-Festival! Eine Gesamtschau und weitergehende Analysen folgen in den nächsten Tagen.

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