Sanremo 2023: Der dritte Abend
Kurz nach 2:00 Uhr endete der dritte Abend des Sanremo-Festivals 2023 mit dem vollständigen Durchlauf aller 28 Lieder. Hier die Zusammenfassung.
Kurz nach 2 Uhr endete der dritte Abend des Sanremo-Festivals 2023 mit dem ersten vollständigen Durchlauf aller 28 Lieder. Hier die Zusammenfassung.
Die Begrüßung übernahm diesmal Gianni Morandi im Alleingang, wodurch man sich erst einmal nach 2011/2012 zurückversetzt fühlte. Er nahm die Gelegenheit wahr, um Amadeus einzuführen, auch wenn das mittlerweile wirklich nicht mehr nötig sein sollte. Danach gelang ein sehr schneller Einstieg mit den ersten vier Auftritten bereits im ersten Block. Der Auftritt Gianluca Grignanis war dabei ein früher Höhepunkt: Nach einem technischen Problem wiederholte er den Auftritt nach der Hälfte und präsentierte sich sehr professionell und sympathisch. Neben dieser Verzögerung dauerte auch der Auftritt Lazzas länger als geplant, da er unbedingt seiner kamerascheuen Mutter im Publikum Blumen überreichen wollte. Die Zeit wurde später aber wieder aufgeholt.
Die Komoderatorin des Abends, die Volleyballspielerin Paola Egonu, fiel vor allem dadurch auf, dass sie alle überragte. Speziell Gianni Morandi spielte regelmäßig auf ihre Körpergröße an und zu späterer Stunde durfte er gar mit ihr auf einem Podium stehend tanzen. Egonu trat sehr natürlich auf, war allerdings nicht ganz textsicher. Ihr Monolog berührte den in Italien von ihr empfundenen Rassismus und einige ihrer früheren Aussagen, die im Vorfeld kritisiert worden waren; eine wirklich zusammenhängende Geschichte ergab sich daraus jedoch nicht. Auf jeden Fall wurde hier keine Angriffsfläche für die üblichen Kritiken geboten.
Måneskin konnte ein weiteres Mal einen starken Auftritt hinlegen, bei dem die Band auch gut mit dem Orchester interagierte. Tom Morello wirkte eher überflüssig. Etwas zusammenhangslos konnte Morandi später die neue Version seines Klassikers Fatti mandare dalla mamma präsentieren. Die alte Bühnenshow wurde aufwendig rekonstruiert, warum ausgerechnet Sangiovanni der Duettpartner war, blieb unklar. Guè konnte auf der Costa Smeralda die Provokationen von Fedez am Vorabend nicht wiederholen, dafür passte er als Mailänder Wohlstandskind wunderbar in die Dekadenz des Kreuzfahrtschiffs. Annalisa auf der Suzuki Stage sang ihren aktuellen Hit Bellissima, leider mit übertrieben dominanten Backing Vocals.
Im weiterhin gelungenen Zusammenspiel von Amadeus und Morandi war Amadeus’ neuer Ruhm in sozialen Netzwerken ein Running Gag; er erreichte während des Abends 1 Million Follower auf Instagram. Auch Fußball blieb ein Thema: Als ein Mitglied des Kinderchors von Mr. Rain sich als AC-Milan-Fan zu erkennen gab, entfernte Amadeus den Jungen kurzerhand von der Bühne. Morandi war speziell in der zweiten Hälfte auffällig oft abwesend. Massimo Ranieri trat noch einmal sehr beschwingt auf, seine Begleiterin Rocío Muñoz Morales (Sanremo-Komoderatorin 2015) machte ebenfalls eine gute Figur. Sehr spät wurden noch ein Gedenken an Burt Bacharach und ein durchaus humorvoller Monolog des Schauspielers Alessandro Siani eingeschoben.
Um 2 Uhr gab es dann endlich ein neues Ranking. Die Macht des Televotings zeigte sich im plötzlichen Aufstieg Ultimos und Mr. Rains bis auf den zweiten bzw. dritten Platz. Madame verfehlte knapp die Top fünf, Colapesce & Dimartino fielen gar auf Platz acht zurück. Es zeichnet sich ein im Televoting relativ breit gestreutes Abstimmungsverhalten ab. Gut möglich, dass Marco Mengoni als einziger genügend Zuspruch in allen Teilabstimmungen erhält. Das Duett Ultimos mit Eros Ramazzotti könnte sich morgen jedoch noch einmal stark auswirken.
Während die Auftritte im Einzelnen alle gut funktionierten und Amadeus alles im Griff hatte, war der dritte Abend definitiv zu lang. Davon abgesehen zeichnet das vorläufige Ranking leider kein positives Bild von der möglichen Finalwertung.
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