Festival der 28: Rekorde über Rekorde?

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Die Teilnehmendenzahl des Sanremo-Festivals 2023 wurde überraschend auf 28 erhöht. Wie lässt sich das historisch einordnen?

Nachdem die Teilnehmendenzahl des Sanremo-Festivals 2023 überraschend auf 28 erhöht wurde, stellt sich die Frage, wie sich diese historisch einordnen lässt.

Tatsächlich lassen sich die Teilnehmendenfelder der Sanremo-Festivals im Lauf der Jahrzehnte schlecht miteinander vergleichen, da mehrere grundlegende Faktoren sich immer wieder veränderten. So gab es Jahre, in denen doppelt so viele Teilnehmende wie Lieder im Rennen waren (bspw. 1968), aber auch ein Jahr, in denen nur drei Teilnehmende 20 Lieder interpretierten (1951). Die Teilnehmenden konnten in einer Einheitskategorie antreten oder in bis zu fünf Kategorien (2005). Außerdem erreichte mal nur eine kleine Auswahl der Beiträge das Finale, mal gab es überhaupt keine Ausscheidungen.

Aufnahme des Ariston-Theaters in Sanremo an einem Abende des Festivals 2013. Zuschauer sind außerhalb der Absperrungen zu sehen, während sich im Eingangsbereich Sicherheitskräfte aufhalten.
Das Ariston-Theater erlebte sowohl die meisten (1989) als auch die wenigsten (1977) teilnehmenden Beiträge

Von 1951 bis 2022 gab es insgesamt 2199 Teilnehmende, das sind durchschnittlich 30,5 pro Ausgabe. Lieder haben in diesem Zeitraum 2083 teilgenommen, im Durchschnitt ergibt das 28,9. Damit liegt das Festival 2023 mit 28 Teilnehmenden und Beiträgen sogar knapp unter dem Durchschnitt. Rekordhalter für die meisten Teilnehmenden ist das Festival 1967 mit 59 (Einheitskategorie), die meisten Lieder waren hingegen 1989 im Rennen (48 in drei Kategorien). Die negativen Rekorde halten das Festival 1951 (nur drei Teilnehmende in einer Einheitskategorie) und 1977 (nur zwölf Beiträge in einer Einheitskategorie).

Von derartigen Extremen sind wir im nächsten Jahr weit entfernt. Einen Rekord holt das Festival 2023 allerdings tatsächlich: die meisten Beiträge im (Haupt-)Finale! Bislang hielten diesen Rekord die Festivals 1983 (26 aus 36 in einer Einheitskategorie) und 1988 (26 aus 26 in der Hauptkategorie; dazu 4 aus 16 im kleinen Finale der Newcomer). Mit 28 Liedern (von 28 Teilnehmenden) in einer Einheitskategorie, die alle ins Finale gelangen, setzt Amadeus also wieder einmal neue Maßstäbe. Zum Vergleich: Im Finale des Eurovision Song Contest 2022 standen lediglich 25 Beiträge.

Schadet eine solche Quantität womöglich der Qualität? Es gab in den vergangenen Jahren häufiger die Forderung, dass nicht mehr als 20 Lieder im Finale stehen sollten, sowohl im Sinne der Fernsehshow als auch für eine bessere Wirkung der präsentierten Lieder. Während sich erstere Begründung nachvollziehen lässt, dürfte es für den späteren Erfolg der Beiträge relativ unerheblich sein, wie groß das Teilnehmendenfeld ist. Dagegen können sich Ausscheidungen vor dem Finale durchaus negativ auswirken, wie die Erfahrungen gezeigt haben. Insofern ist Amadeus’ Entscheidung verständlich.

Moderator Amadeus zeigt in die Kamera
Amadeus (Credits: Ufficio Stampa Rai)

Die Ankündigung der verbleibenden sechs Teilnehmenden und der Liedtitel darf also mit Spannung erwartet werden. Ob die neue Rekordanzahl bedeutet, dass der ungewohnt straffe Zeitplan des Finales 2022 nächstes Jahr wieder aus dem Fenster geworfen wird, bleibt abzuwarten.

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