Sanremo 2025: Der vierte Abend
Auch der vierte Abend des Sanremo-Festivals 2025 ist Geschichte. Er war deutlich ereignisreicher als die vorherigen.
Auch der vierte Abend des Sanremo-Festivals 2025 ist Geschichte. Er war deutlich ereignisreicher als die vorherigen.

Bei der Eröffnung des Abends bewies man Kreativität: Komoderatorin Geppi Cucciari verlas in einem Schwarzweißvideo eine satirische Botschaft, in der sie Seitenhiebe auf die Made-in-Italy-Kampagne der italienischen Regierung und die späte Uhrzeit des Sanremo-Festivals verteilte. Danach hatte Roberto Benigni direkt seinen Auftritt, gemeinsam mit Carlo Conti. Das Gespräch zwischen den beiden wirkte fast improvisiert, aber Benignis Humor funktionierte wie gewohnt. Er sprach pointiert über die nationale und internationale Politik und ergriff auch die Gelegenheit, um Staatspräsident Mattarella seine Solidarität auszusprechen, nachdem dieser von russischer Seite hart kritisiert worden war.
Nachdem Benignis neue Show angekündigt worden war, ging der Duettabend endlich los. Der zweite Komoderator des Abends war Mahmood, der tolle Looks mitbrachte und sich auf der Bühne sichtlich wohlfühlte, wenn er auch bei den Ansagen etwas unsicher wirkte. Geppi Cucciari bewies den ganzen Abend über Humor und machte sich unter anderem über das Abstimmungssystem lustig.

Die 26 Cover, die im Verlauf des Abends präsentiert wurden, waren sehr abwechslungsreich. Die Teilnehmenden hatten auch viele interessante Gäste eingeladen. Ein erster Höhepunkt war das Duett von Francesca Michielin und Rkomi (beide im Wettbewerb) in La nuova stella di Broadway (Cesare Cremonini), das wirklich schön interpretiert war. Rkomi blieb allerdings deutlich im Schatten. Direkt darauf folgte das „Duett“ Lucio Corsis mit der Maus Topo Gigio in Nel blu dipinto di blu. Das Zusammenspiel von Sänger und Puppenspieler war sehr süß und poetisch.
Irama hatte Arisa eingeladen, und auch dieses Duett in Say Something war bewegend und gut inszeniert. Zwei Duette wurden besonders vom neapolitanischen Teil des Saalpublikums abgefeiert: The Kolors mit Sal Da Vinci (in Rossetto e caffè) und Rocco Hunt mit Clementino, die Pino Daniele ehrten. Beide Auftritte brachten viel Energie auf die Bühne. Deutlich ruhiger war Marcella Bella, die gemeinsam mit den Twin Violins L’emozione non ha voce coverte. Bemerkenswert dabei war, dass ihr Bruder Gianni Bella (auch Autor des Liedes) im Publikum saß. Die Twin Violins durften im Anschluss noch ihr bekanntes Cover von Viva la vida aufführen.

Das stimmgewaltige Duett von Giorgia und Annalisa in Skyfall war musikalisch (zu?) einfach gehalten, aber gekonnt choreographiert. Simone Cristicchi, der mit seiner Partnerin Amara La cura von Franco Battiato coverte, konnte damit nicht mithalten; das Lied passte sehr gut zu seinem Festivalbeitrag und war schön arrangiert, überforderte ihn aber stimmlich. Coma_Cose brachten danach gemeinsam mit Righeira und L’estate sta finendo wieder mehr Energie in den Saal und verleiteten das Publikum gar zum Tanzen.
Der Auftritt von Olly mit Goran Bregović und der Wedding and Funeral Band war dann schon eher zu schwungvoll: Die Essenz von Fabrizio De Andrés Il pescatore ging völlig verloren. Das Tribut an Lucio Dalla von Brunori Sas (mit Dimartino und Riccardo Sinigallia) in L’anno che verrà war deutlich passender. Auch das Rom-Duett von Achille Lauro und Elodie funktionierte dank einer klugen Choreographie. Mit viel Spannung war der Auftritt von Fedez mit Marco Masini erwartet worden: Die Wahl des umstrittenen Liedes Bella stronza war als Abrechnung mit Ex-Frau Chiara Ferragni zu verstehen. Das Duett war überraschend stark und eindringlich.
Ganz am Ende schlugen erstmals in diesem Festival technische Probleme zu: Bresh und Cristiano De André sangen gemeinsam Creuza de mä, doch ein Mikrofon funktionierte nicht. Sie wiederholten den Auftritt nach der Hälfte mit einem neuen Mikrofon, doch diesmal hakte es bei De Andrés Verkabelung. Carlo Conti ließ das Duett nach dem kompletten Durchlauf daher noch einmal wiederholen. Es ist beinahe beruhigend zu sehen, dass auch in Contis Festival nicht immer alles glatt geht. Das Duett war jedenfalls gelungen und deutlich besser als Ollys De-André-Cover. Etwas in Vergessenheit rückte durch diese Komplikationen leider der Auftritt von Shablo, Guè, Joshua und Tormento mit Neffa in einer wirklich gut inszenierten Hip-Hop-Performance.

Auf der Suzuki Stage traten an diesem Abend Benji & Fede auf, die mit ihrem Sommerhit Dove e quando deutlich die Jahreszeit verfehlt hatten. Auf einem völlig anderen Niveau war dann der Auftritt Mahmoods: Sein Hitmedley mit gewagtem Outfit und mitreißender Choreographie war ein beeindruckender Höhepunkt des Abends und brachte endlich auch wieder ein bisschen „Extravaganz“ auf die Bühne dieses bislang relativ zahmen Festivals. Vor der Ergebnisverkündung durfte der Komiker Paolo Kessisoglu noch ein Lied mit seiner Tochter singen. Der Auftritt war an diesem Abend angesichts der vielen Duette etwas unglücklich platziert und konnte auch nicht richtig zur Geltung kommen.
Am Ende wurde die Top 10 des Abends bekanntgegeben:
Giorgia mit Annalisa | Skyfall (Adele) | 1. |
Lucio Corsi mit Topo Gigio | Nel blu, dipinto di blu (Domenico Modugno) | 2. |
Fedez mit Marco Masini | Bella stronza (Marco Masini) | 3. |
Olly mit Goran Bregović und Wedding and Funeral Band | Il pescatore (Fabrizio De André) | 4. |
Brunori Sas mit Riccardo Sinigallia und Dimartino | L’anno che verrà (Lucio Dalla) | 5. |
Irama mit Arisa | Say Something (A Great Big World mit Christina Aguilera) | 6. |
Rocco Hunt mit Clementino | Yes, I Know My Way (Pino Daniele) | 7. |
Elodie und Achille Lauro | A mano a mano (Rino Gaetano) / Folle città (Loredana Bertè) | 8. |
Clara mit Il Volo | The Sound of Silence (Simon & Garfunkel) | 9. |
The Kolors mit Sal Da Vinci | Rossetto e caffè (Sal Da Vinci) | 10. |
Auch wenn diese Ergebnisse nicht in den Wettbewerb einfließen, können sie doch etwas über die Chancen der Teilnehmenden aussagen. Beispielsweise deutet die verfehlte Top 10 von Simone Cristicchi darauf hin, dass er kein Sieganwärter mehr ist. Giorgia kann das Ergebnis hoffnungsvoll stimmen, auch wenn der Sieg am vierten Abend oft nur als Trostpreis dient.
Der Abend war lang, aber hatte ein gutes Tempo. Trotz des technischen Problems verspätete Carlo Conti sich nur um knapp 10 Minuten. Dem großen Finale steht nichts mehr im Weg!