Sanremo 2023: Der vierte Abend

Der vierte Abend des Sanremo-Festivals 2023 ist geschafft und das Finale steht kurz bevor! Hier eine Zusammenfassung der Geschehnisse.

Da erneut ein kompletter Durchlauf von 28 Teilnehmenden (diesmal mit einer Vielzahl an Gästen) stattfand, begann man den Abend zügig. Unter den ersten Auftritten stach das bewegende Duett von Will und Michele Zarrillo hervor. Danach ehrte man (sehr früh) Peppino di Capri mit dem Preis für sein Lebenswerk, nachdem er (etwas unsicher) sein Lied Champagne am Klavier vorgetragen hatte. Die Einführung von Komoderatorin Chiara Francini war sehr humorvoll, sie gab sich im Vergleich zu ihren Vorgängerinnen überraschend ironisch.

Die Duette und Cover waren wie gewohnt sehr vielfältig und funktionierten mal besser, mal schlechter. Der Auftritt von Eros Ramazzotti mit Ultimo war wie erwartet ein Höhepunkt, wenn es auch nur ein etwas einfallsloses Hitmedley war. Lazza hingegen hatte mit La fine eine gewagte Wahl getroffen und wurde von Emma und der Violinistin Laura Marzadori kräftig unterstützt. Tananai setzte mit Biagio Antonacci ebenfalls einen Starjoker ein, hatte mit Vorrei cantare come Biagio als Einleitung für Sognami aber zumindest ein originelles Konzept erdacht.

Gianluca Grignani zog seinen Auftritt (mit Arisa) sehr in die Länge, was ihn durchaus wieder sympathisch erscheinen ließ. Die Liedwahl war leider wenig einfallsreich, dafür konnte Peppe Vessicchio einen Überraschungsauftritt als Dirigent einlegen und damit sein 29. Sanremo-Festival verzeichnen. Vessicchio war zudem vorher mit seinem Lied La notte vola sowie in der Werbung von Poltronesofà vertreten. Eines der musikalisch vielseitigsten Duette war jenes von Leo Gassmann und Edoardo Bennato mit dem Quartetto Flegreo in einem Hitmedley von Bennato. Articolo 31 zeigten sich in ihrem Hitmedley, unterstützt von Fedez, erfreulicherweise auch von ihrer rebellischeren Seite.

Ein erwartungsgemäß makelloser Auftritt war das Duett von Giorgia und Elisa, die ihre Beiträge aus dem Sanremo-Festival 2001 gemeinsam neu interpretierten. Schön zu beobachten war auch, wie die Cugini di Campagna beim Anstimmen ihres großen Hits Anima mia (zusammen mit Paolo Vallesi) so richtig in ihrem Element waren. Äußerst stark war Marco Mengoni, der sowohl ein interessantes Arrangement von Let It Be als auch eine wunderbare gesangliche Performance im Zusammenspiel mit dem Kingdom Choir mitgebracht hatte. Danach konnten nur noch wenige Duette wirklich überzeugen. Unter diesen waren gIANMARIA und Manuel Agnelli mit Quello che non c’è und Madame und Izi mit Via del Campo (wobei Izi etwas unmotiviert wirkte). Einen schönen schwungvollen Schluss durften Colla Zio und Ditonellapiaga mit Salirò präsentieren.

Das Programm geriet im Verlauf des Abends mehrfach durcheinander. Bis zum Schluss hatte man Verspätungen weitestgehend wieder aufgeholt, allerdings wurde das Gedenken an Lucio Dalla gestrichen und der Monolog Chiara Francinis um eine ganze Stunde verschoben. Die Schauspielerin präsentierte einen gelungenen Auftritt direkt für die Theaterbühne, in dem sie auf intelligente Weise mit Themen wie Kinderwunsch, Elternschaft und gesellschaftlichem Druck hantierte. Zu einem früheren Zeitpunkt wäre der Monolog sicherlich besser eingesetzt gewesen.

Die Abstimmungsergebnisse bestätigten mehr oder weniger die Erwartungen. Marco Mengoni gewann vor Ultimo und Lazza, was morgen durchaus auch ein mögliches Finaltrio sein könnte. Eher enttäuschend war der vierte Platz für Giorgia, der sie im Gesamtranking aber immerhin zurück in die Top fünf bringt. Für Madame ist die Endrunde weiter außer Reichweite gerückt. Für Colapesce & Dimartino (die von Stargast Carla Bruni überraschenderweise nicht profitieren konnten) dürfte sie mittlerweile unerreichbar sein. Mengoni darf sich also guten Gewissens auf der Zielgeraden wähnen.