Pooh und das Sanremo-Festival

Die erfolgreiche italienische Band Pooh kommt beim Sanremo-Festival 2023 zu einer Reunion zusammen. In ihrer langen Geschichte hatte sie zahlreiche Berührungspunkte mit dem Festival.

Pooh wurde 1966 in Bologna als Beatband gegründet. Auch wenn rasch die meisten Gründungsmitglieder wieder ausstiegen, gelangen der Band ab 1968 erste Erfolge in Italien. Ihre erste stabile Besetzung umfasste Roby Facchinetti (Keyboard), Dodi Battaglia (Gitarre), Riccardo Fogli (Bass) und Valerio Negrini (Schlagzeug). Nach dem Rückzug Negrinis aus dem Rampenlicht (er war fortan nur noch Songwriter der Band) trat Stefano D’Orazio an seine Stelle. 1973 trat auch der damalige Frontman Fogli überraschend aus und begann eine Solokarriere (die Presse verglich den Fall damals mit John Lennons Trennung von den Beatles). Er wurde schließlich durch Red Canzian am Bass ersetzt, während Facchinetti der neue Frontman wurde.

In der Formation Facchinetti-Battaglia-Canzian-D’Orazio blieb Pooh mehrere Jahrzehnte lang aktiv und erfolgreich. Sie überstand das Abebben der Beatwelle ohne Probleme und verließ auch nie den Mainstream zugunsten des Progressive Rocks. Eine Sanremo-Teilnahme war also nur eine Frage der Zeit, ließ aber erstaunlich lange auf sich warten: Erst 1990 ging Pooh mit dem nachdenklich-melancholischen Titel Uomini soli beim Festival ins Rennen. Als großer Favorit gewann die Band den Wettbewerb (an der Seite von Dee Dee Bridgewater) auch ohne Probleme, es sollte ihre einzige Teilnahme bleiben. Aufgrund ihrer Weigerung, zum Eurovision Song Contest zu fahren, konnte der Zweitplatzierte Toto Cutugno schließlich den europäischen Wettbewerb gewinnen.

Einzelne Bandmitglieder haben im Lauf der Jahre ebenfalls am Sanremo-Festival teilgenommen. Als Songwriter für die Sängerin Lena Biolcati waren Facchinetti und Negrini bzw. D’Orazio 1985, 1986 und 1987 tätig, für Milva schrieben Facchinetti und Negrini 1993 einen Beitrag, Negrini war 1990 auch an einem Lied für Lipstick beteiligt. Am häufigsten solistisch nahm naturgemäß Riccardo Fogli teil, der zwischen 1974 und 1996 achtmal in Sanremo ins Rennen ging und 1982 mit Storie di tutti i giorni gewann. Roby Facchinetti nahm 2007 an der Seite seines Sohnes Francesco und 2018 zusammen mit Fogli am Festival teil. 2018 hatte auch Red Canzian seinen einzigen Solobeitrag im Wettbewerb.

Als die Band ihre Karriere nach 50 Jahren beenden wollte, tat sie das naturgemäß mit einem großen Auftritt beim Sanremo-Festival 2016. Bei der Gelegenheit kehrte auch Riccardo Fogli wieder zurück. Es folgte eine Abschiedstournee. Während der COVID-19-Pandemie veröffentlichten Fachinetti und D’Orazio das Benefizlied Rinascerò, rinascerai. Im weiteren Verlauf der Pandemie verstarb D’Orazio. Anlässlich des Sanremo-Festivals 2023 wollen die verbliebenen Bandmitglieder daher noch einmal zusammenkommen, um D’Orazio zu gedenken. Gleichzeitig plant die Band in diesem Jahr wieder gemeinsame Konzerte.